Edurado Rivera sitzt an seinem Schreibtisch, und natürlich sieht er nicht das Flugzeug,
das 20 Stockwerke über ihm in den Nordturm des World Trade Center kracht.
Der Computerfachmann ist blind, und spürt nur die Erschütterung der Explosion. Er hört das Ächzen des Gebäudes, registriert das
leise klicken der Lautsprecher, bevor die Sirenen losheulen. Und er weiß, er wird sterben.
Für einen blinden Mann, gefangen in einem Gebäude, dessen Fahrstühle versagen, gibt es kein Entrinnen. Behutsam bückt der 42
Jährige sich hinab. Er lässt seinen Hund von der Leine, öffnet die Bürotür.
Ja wenigstens Dorado, sein Retriver soll leben. Wenigstens einer. " Geh" herrscht Rivera ihn an. Doch Dorado geht nicht. Er
steht zitternd vor Angst, an der Seite seines Herren - an der Seite des Mannes der ihm 3 Jahre lang blind vertraute - und er verweigert den Befehl. Rivera
begreift.
Er legt eine Hand an das Führgeschirr des Hundes und so, ganz langsam, führt Dorado ihn durch das Treppenhaus hinab, Schritt
für quälenden Schritt durch den beißenden Qualm. Gemeinsam brauchen sie über eine Stunde, um die 70 Stockwerke hinunterzusteigen. Sie zählen zu den letzten, die
das Gebäude lebend verlassen.
22 Minuten später stürzt der Nordturm des World Trade Centers ein. Nahezu zeitgleich rücken die Hundestaffeln aus - insgesamt
300 Tiere sind im Einsatz. In 14 Stunden Schichten suchen sie eine Millionen Schutt ab, die blutigen Pfoten notdürftig verbunden. Viele verweigern Nahrung und
Wasser, denn sie wollen suchen - sie wollen finden. Und sie tun es. 5 Menschen werden zu Ihren Familien heimkehren. Und so ist dieses eine Verneigung in
Ehrfurcht und in Demut vor diesen Hunden, die bloß Hunde sind und die doch an die Grenzen des Machbaren gehen. Ihre Namen sind Dorado, Dusty oder Ruby und sie
haben Leben gerettet. Leben, von denen jedes einzelne unersetzlich ist.